Gärtnerin der Vielfalt

Paradeiser prall, rot, süß und saftig. Kohlköpfe perfekt wie aus Gottes Hand. Karotten, die noch schmecken wie Karotten im besten Fall schmecken sollten. In Aschelberg im Waldviertel hat Maria Pravec ein Gemüseparadies erschaffen. Biologisch und alles mit Hand angebaut, ohne Maschinen. Und das auf 850 Metern – „für Tomaten ist das das Maximum an Höhe, viel schlimmer geht’s für sie nicht mehr“, lacht die Gemüsegärtnerin. Doch der Reichtum in ihrem Garten, die Üppigkeit zeigen, dass es den Pflanzen gut geht bei ihr. Denn hier gibt es keinen Wachstumsstress und -druck. Nicht für das Gemüse, nicht für den Gärtner. Durch jahrelanges Ausprobieren hat sie die Pflanzensorten gefunden, die unter den lokalen Bedingungen gut gedeihen und ertragreich sind. Und das schmeckt man auch.
Karlheinz Fessl
Von Mai bis November liefert Maria ihre Ernte in Gemüsekisterl aus oder verkauft sie ab Hof. Am 1. Samstag im Mai ist sie jedes Jahr am großen Jungpflanzenmarkt in Pöggstall vertreten und verkauft rund 700 ihrer „Gemüsekinder“ – alles sehr robuste Setzlinge, weil sie in dieser geografischen Lage nicht gerade verwöhnt werden und damit nicht zu schnell wachsen konnten.

Ein Gartenjahr in Aschelberg beginnt im März mit der ersten Aussaat im Tunnel: Blattsalate, Radieschen, Spinat für die Mai-Kisterl. Im Mai zieht dann Hektik auf, weil alles gleichzeitig wächst – Gemüse UND Unkraut. Das ist die Zeit von Erbsen, Kohlrabi, Frühkraut, Wirsing, Butterkohl. Im Sommer kommt das Fruchtgemüse wie Gurken, Zucchini, Melanzani, Paradeiser. Und der Herbst ist das Grande Finale des Jahres, die Fülle pur mit Kürbis, Paprika, Kohlsprossen etc. Im Winter ist dann zwei Monate Ruhepause. Mensch und Natur erholen sich.

Sonni Lehner
Marias Leidenschaft gehört der Vielfalt. Nur zu gerne experimentiert sie mit Raritäten. Auch wenn nicht alle KundInnen ausgefallene Sorten schätzen. „Knackpunkt sind Kinder und Männer“ lacht sie, „weil sie nicht gerne essen, was sie nicht kennen. Die meisten wollen eine normale gerade Karotte, die aussieht wie im Supermarkt, aber mit guten kräftigen Geschmack.“ Maria akzeptiert diesen „Auftrag“.
Sonni Lehner
Ernten zählt erstaunlicherweise nicht zu ihren Lieblingsaufgaben, denn da muss sie die schönen Salatköpfe abschneiden, die sie über Wochen großgezogen hat. Viel lieber ist ihr da das Jäten, das Hegen und Pflegen - eine befriedigende Arbeit. Den Erfolg schreibt sie jedoch nicht allein ihrem Wissen und ihrer Arbeit zu, „da hilft schon immer wieder das ganze Universum mit all seinen Elementarkräften mit, sonst könnte ein Krautkopf nicht so perfekt dastehen“. Eine ganz andere Betrachtungsweise von Lebensmittelmachen.

Text: Doris Rasshofer