Heimatbrot - das wahrhaftigste aller Lebensmittel

Nun ist es still am Hof von Franz Dietl. Seit 1 Uhr nachts ist er munter. Eines seiner Tagwerke ist heute getan, seine einzigartigen Brote sind schon unterwegs zu den rund 300 Feinschmeckern, die seine Arbeit schätzen. Im Alter von 20 Jahren hat der genügsame, in sich ruhende Mann seinen Hof in der kleinen Waldviertler Ortschaft Engelschalks von seinem Vater übernommen – das war 1983. Seitdem bewirtschaftet er seine 15 Hektar Acker, Wiese und Wald rein biologisch. Die Viehhaltung hat er aufgegeben. Rechnet sich für einen 1-Mann-Betrieb nicht. Und ist auch nicht nötig - sagt der heute großteils vegan lebende Landwirt.

Karlheinz Fessl

Sein Hof ist liebevollst hergerichtet – „nicht zusammenzuräumen ist ineffizient, weil man ständig über alles drüberfliegt“. Vor dem Eingang ein üppiges Kräuterbeet, eine prächtiger NIussbaum mitten im Hof sorgt für angenehmen Schatten, saftige Äpfel und Zwetschken wachsen hinter dem Haus. Verkaufen tut er sie nicht. Alte Sorten. Die Äpfel haben oft einen Schorf. Das wollen die Leute nicht. „Die Menschen haben verlernt, achtsam zu nutzen, was die Natur uns von alleine schenkt, stattdessen wird sie be-nutzt“. Seine Demut beschämt.

Karlheinz Fessl

Auf seinem Dachboden liegen rund 6.000 Kilo seines eigenen Getreides. Das verbackt Franz jedes Jahr. Seit 40 Jahren ist er in der Region für sein biologisch hochwertiges und von Hand gebackenes Brot bekannt. Jeden Montag und Donnerstag ist Backtag. Fünf Sorten, plus einem glutenfreien Brot. Im Finsteren raus aus dem Bett, hinauf in die Kornkammer, jeden Tag wird frisch gemahlen. Der Holzofen beginnt die Backstube zu wärmen. Franz knetet den Teig – mit einer alten Rührmaschine und seinen Händen. Zeit lassen!, sagt er und sieht dabei ruhig aus dem Fenster. Sein größtes Geschenk an die Welt? „Wenn ich mit meiner Arbeit Menschen dazu bewege, zu sich zu kommen, das Wesentliche zu sehen, statt im Außen zu suchen“.

Ob er stolz ist auf seinen Hof und seine Arbeit? „Das, was ich habe, ist schon passiert. Entscheidend ist, was ich damit kreativ erschaffe. Und die Lebensqualität, wenn ich hier in der Natur sein und mit ihr werken kann. Kein Stress. Großartig.“

Text: Doris Rasshofer